Über guten Musikgeschmack lässt sich nicht streiten. Jeder hat für sich entschieden, welche Musik er mag und welche nicht. Der Musikgeschmack ist jedoch eine komplizierte Sache, da man sich über bestimmte Musikrichtungen bestimmten Gruppen zugehörig fühlen und manchmal sogar bestimmten Gruppen und Gemeinschaften zugeordnet werden kann. Auf der anderen Seite ist der Musikgeschmack etwas sehr Individuelles.
Das Denken in Schubladen beim Musikgeschmack
Alte Leute mögen Volksmusik, junge Leute mögen Rock- und Popmusik und Punker eben Punkrock. Dieses Denken in Schubladen ist bei Musikjournalisten und vielen anderen Menschen bis heute fest etabliert und macht die Erklärung des Erfolges bestimmter Musiker, Bands und Sänger sehr einfach. Tatsache ist jedoch, dass diese Einteilungen schon lange nicht mehr stimmen. Neue Medien und Wege, über die wir Musik konsumieren haben in diesem Bereich für große Veränderungen gesorgt. Durch die Möglichkeiten des Internets sind für viele Menschen sehr viele Songs aus allen Musikrichtungen praktisch immer verfügbar. Diese Songs kommen mit dem dazugehörigen Musikvideo, allen Informationen über den Künstler und passenden Empfehlungen für Songs, die einem ebenfalls gefallen könnten. Es werden dadurch über alle Altersgruppen und Käuferschichten von Musik mehr und unterschiedlichere Titel gehört. Immer seltener lassen sich Musikhörer in die klassischen Schubladen einordnen.
Musiker und Interpreten brechen aus ihren angestammten Musikrichtungen aus
Bands, Musiker und Sänger lassen sich ebenfalls nicht mehr so leicht einer bestimmten Musikrichtung zuordnen und unternehmen viel, um in verschiedenen Musikrichtungen wahrgenommen zu werden. Zusammenarbeiten und Duette mit Musikern aus anderen Musikrichtungen gehören bei vielen Künstlern heute fest zur Produktion eines neuen Albums. Andere Künstler ergänzen ihre Alben mit Titeln aus anderen Musikrichtungen oder vermischen gleich mehrere Stile und hoffen, so einen unverkennbaren eigenen Sound zu entwickeln.
Als extremes Beispiel der letzten Jahre ist im deutschsprachigen Raum der Sänger und Komponist Heino zu nennen, der eine jahrzehntelangen Erfolgskarriere im Bereich der Volksmusik vorweisen kann. Vor einigen Jahren entschied er sich jedoch, bei seinen neuen Alben Cover-Versionen bekannter Songs anderer Musikrichtungen herauszubringen und sich dabei an Pop und Rockmusik zu probieren, aber auch Hip-Hop, Rap und Schlager in sein Repertoire aufzunehmen. Er ging damit ein Risiko ein und riskierte dabei einerseits, die angestammten Fans zu verärgern, andererseits wusste er nicht, ob die Musik überhaupt ernst genommen und neue Fans finden würde.
Erfolge bestehen aus Mut und Experimenten
Obwohl nicht jedes Mal gleich eine neue Musikrichtung kreiert wird, wenn sich ein paar Musiker unterschiedlicher Musikrichtungen zusammentun und mit dem Vermischen verschiedener Elemente experimentieren, sind solche Kooperationen oft von Erfolg gekrönt. Dem Zuhörer wird etwas Neues geboten und vielleicht wird sogar ein neuer Trend gesetzt. Für die Musiker bieten solche Experimente die Möglichkeit, sich aus der Masse der Künstler ihrer angestammten Musikrichtung abzuheben und den Fans etwas zu bieten, was sie so von ihrem Lieblingskünstler nicht erwartet haben.